Auszug aus dem Buch:
mechtich mascheng Mit Mut und Zuversicht
ASIN : B096WBXQ9Y
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mechtich mascheng
Von Stefan Wichmann
Feldstr. 92
16761 Hennigsdorf
Steampunk-Jugend-Roman
Mit Zitaten aus den "Schriften von mechtich-mascheng.de"
Buchbeschreibung:
Der Junge traute seinen Augen nicht. Auf einer sonst leeren Lichtung lagen auf einmal Teile herum: Metallteile, Ketten und allerlei, was er bestimmt gut gebrauchen konnte! Er stopfte alles in seine Tasche, bis sie zum Bersten voll war. »Den Rest hole ich später«, freute er sich, doch dann verharrte er. Neben einem qualmenden Rest einer Dampfmaschine lag ein Mädchen.
Blöd nur, dass er das Geheimnis des Mädchens nicht kannte...
Dies ist die Geschichte des Ruhrpottjungen Lio, seines Aufbruchs in ein neues Leben und seines Verdienstes um die Welt des 22 Jahrhunderts.
Ein Roman, der vom Überleben, der gegenseitigen Achtung und dem Leben seiner Steampunkwelt erzählt.
Altersempfehlung: 8-14 Jahre
Die integrierten QR-Codes liefern interessante Hintergrundinformationen! Sie sind zusätzlich im Anhang positioniert, um den Lesefluss nicht zu stören.
Über den Autor:
Der Berliner Stefan Wichmann schreibt seit seiner Grundschulzeit. Dort trug er erste Gedichte vor und auf dem Gymnasium seine erste Kurzgeschichte. Fachberichte und Belletristik erschienen bei verschiedenen Verlagen, Online und im Eigenverlag.
Seine Recherchen lassen sich durch mancherlei Rezensionen belegen. Seinen bisherigen Genres Jugendroman, Slapstick und historischem Roman bleibt er in gewissem Sinne treu, denn diese halten schillernden Einzug in seine bunte Welt voller Zukunft.
Hauptberuflich ist er im EDV-Bereich tätig, war Prüfer bei der IHK und leitete die Portale Programmierung und Religion-Ethik im schulklick-Bildungsnetzwerk.
Weitere Informationen zum Buch und dem Hintergrund zum Titel findet ihr auf der Internetseite, bzw. im Blog zum Buch:
blog.mechtich-mascheng.de
Informationen zum Autoren und zu seinen weiteren Büchern findet ihr unter www.autor-stefan.de
Steampunk!
Was für eine Welt!
Wahrheit oder Fantasy?
Das ist egal, solange genug Dampf dahinter steckt!
Allen Schriftstellern und Dichtern gewidmet, deren Ideen allzuschnell in der Schublade verschwinden.
Habt Mut und Zuversicht!
Der QR-Code verweist auf Informationen meiner Website www.mechtich-mascheng.de |
Link zu https://www.mechtich-mascheng.de/blog/hintergrundinfo/data-matrix-codes
„Es überleben nicht immer nur die Schlauen.“
Erkenntnis von Luucien Goossens,
Wissenschaftlicher Leiter, Oostende
Im Jahre des Herrn 2050:
Der Mann stützte sich zufrieden auf seinen Spaten und nickte. „Ja, so geht es. Die Maschine wird lange Zeit mit Strom versorgt werden und das Wissen der Welt hinter der Tür mit dem Drehrad bewahren.“
Ernst schaute er zu seinem Helfer. „Ich hätte nie gedacht, dass es einmal soweit kommen würde. Ich dachte an eine Epidemie oder so, aber nicht an das.“
„Ich halte das ja alles für Quatsch! Panikmache. Reine Panikmache! So wie in den ausgedachten Geschichten über 1982 oder dem Ende der Zeitrechnung der Maya 2012. Und jetzt soll in zwei Jahren was geschehen, das die Menschheit wieder ausrottet. Spätestens 2182.“
Sie diskutierten, während sie zum Ausgang schlurften. Schon bald würden ihre Spuren verweht sein.
„Wer gern fragt und forscht, wird ein Wissender und der Rest? Nun ja ...“
Sippenführer vor Luuciens Zeit
Im Jahre der neuen Zeitrechnung, etwa 2199:
Erst waren es zwei Leute, die sich an dem Ort zusammenfanden. Dann wurden es vier, sieben und langsam immer mehr. Eines Tages stellten sie fest, dass sich Familien gebildet hatten, die sich gemeinsam gegen Hunger, Durst und Angreifer formierten. Sie sammelten sich, befestigten ihren noch kleinen Ort und als immer mehr und mehr Hilfesuchende eintrafen, überlegten sie. Erst insgeheim. Bald schon fragten sie sich, ob doch mehr Menschen in gegenseitiger Hilfe hier leben konnten. Mit der Zeit erkannten sie, dass sie sogar einen Stützpunkt hatten: Sie waren in der Lage, sich selbst zu versorgen! Nach und nach tauschten sich die Bewohner immer häufiger untereinander aus. Sie sprachen über ihre Erfahrungen und begutachteten Werkzeuge, die sie in verfallenen oder gar in verrotteten Gebäuden gefunden hatten.
Die alte Welt gab es nicht mehr.
Die Menschheit formierte sich neu.
Projekte entstanden: Ein gemeinsamer Platz, Hütten, Palisaden.
Sie waren innovativ!
Alle wussten: Von einem Stützpunkt geht immer etwas aus. Wer ehrlich genug zu sich selbst war, gab zu, dass jeder insgeheim darauf wartete, dass einer endlich ein Projekt startete.
Ein großes Projekt.
Eines Tages gab ein Mann einer ihrer Versammlungshütten einen Namen. Er war hochgewachsen und rief: „Wir werden diesen Raum hier als wissenschaftlichen Stützpunkt nutzen“.
Keiner widersprach. Seit diesem Zeitpunkt ahnten sie, dass er es sein würde, der sie leiten würde. Sie nannten ihn Luucien Goossens. Warum sie ihn so riefen? Das wussten sie nicht. Er musste es ihnen wohl einmal gesagt haben. Alle anderen trugen lediglich einen Rufnamen.
Der Ort, an dem sie lebten, heißt Oostende. So stand es auf einem verbogenen Schild, das nur noch an einer verrosteten Halterung hing und quietschend im Wind schaukelte. Ihre Oase hatten sie in einem Gebäude auf dem ehemaligen Lufthafen Oostende-Brugge geschaffen. Der Standort hatte sich schon vor Monaten für den Aufbau eines Expeditionsstützpunktes angeboten. Zwar war er mit Asche und Steinchen bedeckt, jedoch wählten sie den Ort, weil dessen Infrastruktur weitestgehend erhalten geblieben war. Eigentlich hatte Luucien diesen Ort vorgegeben.
„Infrastruktur?“, antwortete Luucien einmal auf die Frage eines Kindes, „Infrastruktur bedeutet, es gibt Gebäude, die noch immer gut in Schuss sind.“
Daneben gab es sogar eine Kanalisation.
Das Wasser blubberte in ihr und er nahm dies zum Anlass, darauf hinzuweisen: „Schau,“, erklärte er geduldig, „es gibt sogar Wasserleitungen! Zwar tropfen diese, aber sie funktionieren noch!“
Er war beliebt. Alles respektierten ihn. So war es nicht verwunderlich, dass sich die Bewohner nach einem Ruf Luuciens sofort versammelten. Es waren einige. Sie wählten den größten Raum, den sie hatten.
Es drängelten sich vor allem Kundige, die über besondere Fähigkeiten verfügten und die Gemeinschaft voranbringen wollten: Es waren ‚Handwerker‘, ‚Sanitäter‘ und ‚Ideengeber‘.
Sie drängten sich an den Tischen und Bänken, die sie immer dort aufstellen, wo sie jeweils benötigt wurden. Eigentlich handelte es sich um einfache Baumstämme oder Baumfragmente, die nur wenig bearbeitet werden mussten, um als Ablageort, als Stuhl oder als Rednerpult genutzt werden zu können. Tische und Stühle, die sie in alten Gebäuden fanden, waren oftmals angebrochen, verschlissen oder nicht mehr tragfähig.
Die Bewohner Oostendes aber waren pragmatisch. Für sie war es sinnvoll, in der Natur vorhandene Sitzgelegenheiten zu nutzen. Da es nicht genügend davon gab, trugen sie diese bei Bedarf zum benötigten Ort. Dabei halfen sie einander. Egal, ob Mann oder Frau. Vor allem, sobald eine so wichtige Versammlung wie heute anberaumt war, kamen alle Gerufenen und brachten sich eine Sitzgelegenheit mit.
Bild: mobile Sitzgruppe (c) S. Wichmann |
Bild: Die Sitzgruppe ist jeweils dort aufgestellt, wo sie benötigt wird.
Alle versuchten, einen möglichst guten Platz mit Sicht auf das ‚Rednerpult‘ zu ergattern, ohne sich gegenseitig im Weg zu stehen. Viele unterhielten sich mit gedämpften Stimmen, damit es nur ja nicht zu laut im Raum wurde.
Ein älterer Mann schaute in die Runde. Er atmete etwas schwer. Zu groß war der Baumstamm gewesen, den er als Sitzgelegenheit mitgebracht hatte. Hilfe hatte er unterwegs abgelehnt, weil er meinte, es könne nicht zu schwer sein, den Stamm hierher zu rollen. Für ihn war der Baumstumpf zwar leicht zu rollen, aber der Weg war dann doch zu weit für diese Aktion. Der Mann stützte sich mit den Händen auf seinen Knien ab und schaut in die Runde. Schweißperlen zeugten von seiner Anstrengung, doch seine vielen Lachfalten ließen ihn sofort sympathisch erscheinen.
2. Der Alte und der Neue
„Vielleicht wartet der andere ja darauf, angesprochen zu werden!“
- Aus den Schriften von mechtich-mascheng -
Als er einen Mann entdeckte, der unsicher in die Runde blickte, winkte er diesem kurzerhand zu. Freundlich rutschte er etwas zur Seite. Er unterließ es, die doch arg zerschlissene Kleidung des anderen zu auffällig betrachten. Ihm widerstrebte es, den ausgemergelten Mann in Verlegenheit zu bringen. Dabei hatte er den Fremden einzig am Äußeren als ‚Frischling‘ erkannt. Statt ihn zu maßregeln reichte er also dem Neuen die Hand: „Ich bin Phloogis! Setz dich!“
Dankbar schlug der andere ein. Er setzte sich nach kurzem Blick auf die doch recht knorrig anzuschauende Sitzgelegenheit kurzerhand auf den Boden: „Ich heiße Guus! Verzeiht mein Äußeres.“
„Oh, bewahre, aber so ist das“, nickte Phloogis. „Wir alle kämpfen ums Überleben. Wir alle sind gleich.“ Er zeigte in die Runde: „Schau, die Leute haben fast alle das Gleiche an!“
„Als hätte ein Schneider nur einen einzigen Schnittmusterbogen gehabt, aber gibt es hier sogar einen kundigen Kleidermacher?“ Die Verwunderung von Guus nach seinem Blick in die Runde sprach Bände. Seine eingefallenen Wangen blähten sich beim Sprechen wieder und wieder etwas auf. Da sah lustig aus, doch Phloogis ignorierte diese Eigenart: „Tatsächlich stammt die Kleidung zum größten Teil aus einem aufgebrochenen Militärlager“, erklärte er stattdessen.
Guus hörte aufmerksam zu.
„In diesem nämlich war die Kleidung aus alter Zeit bis in unsere Zeit hinein in luftdichten Folien verpackt! Bis in unsere Zeit“, wiederholte er aufgeregt. „Ich vermute, die Kleidung war ursprünglich für Soldaten gedacht.“
Was die luftdichte Verpackung mit Soldaten zu tun haben sollte, erschloss sich Guus nicht. Es war ihm auch egal. Er war froh, so nett aufgenommen zu werden und einen ersten Kontakt zu haben.
Phloogis schwieg. Jedoch nicht lange: „Ein Erkundungstrupp fand die Kleidung. Sie brachten diese zum Stützpunkt. Natürlich haben wir den Trupp mit großem Hallo in Empfang genommen!“
Phloogis beugte sich zu Guus: „Sofort machten sich die Leute über die Kleidung her und tauschten sie gegen ihre größtenteils aus Lumpen bestehende Kleidung aus.“
Er bemerkte erst, dass er taktlos war, als Guus seine Augen aufriss und an seiner eigenen Kleidung nestelte.
„Oh, Verzeihung, ich wollte nicht auf deine Kleidung anspielen“, entschuldigte er sich. „Also: Die Eltern passten den Kindern die Jacken, Hemden und Hosen an, alle anderen Bewohner des Stützpunktes hatten sich mit Kleidung in passender Größe ausgestattet!“
„Wie angepasst?“, hakte Guus nach. Nach der Anspielung auf seine Kleidung fühlte er sich unbehaglich. Insgeheim vermutete er, dass Phloogis es nicht böse gemeint hatte. „Haben sie die Kleidung mit Nadel und Faden angepasst? Was für ein Reichtum! Und der Fund hat für alle gereicht?“ Guus war ehrlich erstaunt.
„Wir finden hier vieles. Und es gibt reichlich! Es ist egal, wenn alle Kleidungsstücke gleich ausschauen. Viele passen sie mit bunten Flicken an. Bequem muss es sein.“ Er nickte wissend vor sich hin und wiederholte: „Bequem.“
Phloogis zeigte in die Runde: „Schau! Individuelle Accessoires unterscheiden die Fachgebiete und speziellen Neigungen aller Leute!“ Er holte Luft und rief laut aus: „Das reicht doch aus!“
Guus schaute sich um. So wie sich Phloogis gebärdete, konnten die anderen ja denken, er hätte die Errungenschaften der Einwohner schlecht gemacht! Er wollte keinesfalls den Eindruck erwecken, dass er sich beschwert hätte und Phloogis jetzt die Errungenschaften dieser Leute hier verteidigen musste! Eines fiel ihm auf, während er in die Runde schaute. Es gab drei ‚Fachgebiete‘ und ‚Neigungen‘, wie Phloogis es genannt hatte. Die Anwesenden trugen verschiedene Abzeichen an der Einheitskleidung. Schwarze Stoffreste, weiße und rote. Das musste Phloogis wohl mit ‚Accessoires‘ gemeint haben.
Fragend schaute er zu Phloogis, der sich mit einem schmutzigen Tuch fahrig die Stirn abtupfte und bereits zum Erklären ansetzte: „Bereits zu Kindertagen werden die Neigungen gefördert: Wer gut ist im Finden, wird ein Sucher. Wer gern fragt und forscht, wird ein Wissender und der Rest, nun ja.“
Guus wartete. Sicher würde ihm der Alte gleich erklären, was nun wieder Farben mit Tätigkeiten zu tun haben würden. Er behielt recht. Phloogis schnaufte einmal leise, um dann umso lauter weiterzureden:
„Ein Emblem trägt man gut sichtbar auf dem Kopf, der Schulter oder am Oberarm!“
Guus vermutete, dass Phloogis etwas schwerhörig war, so laut sprach er. Doch keiner der anderen störte sich daran. Im Gegenteil. Sie lächelten Guus eher an oder nickten ihm zu, wenn er etwas verstört aufblickte.
„Beispielsweise ist der Begriff Ritter seit jeher in allen Köpfen präsent,“, fuhr Phloogis fort und raunte dann, zu Guus hinuntergebeugt: „auch wenn keiner eine Ahnung hat, woher der Begriff ursprünglich stammt.“
Phloogis richtete sich wieder auf. Jetzt referierte er wie ein Lehrer: „Wie gesagt: Ritter wird, wer die Neigung zeigt, zuzuschlagen. Entsprechend tragen diese Leute ein rotes Emblem.“
„Wie Blut“, murmelte Guus und schaute sich erneut um.
„Ja. Die Farbe ist wichtig“, erklärte Phloogis unbeirrt. „Die Form des Abzeichens ist egal.“
Er war in seinem Element: „Ein Wissender beispielsweise trägt weiß, denn er macht sich nicht schmutzig, wie ein Sucher, der ein schwarzes Abzeichen an der Kleidung trägt.“
Guus starrte auf den Stofffetzen, mit dem Phloogis eben noch seine Stirn abgetupft hatte und den er jetzt rabiat unter die eine verbliebene Schulterklappe seiner Jacke schob. Die andere Schulterklappe war bereits abgerissen.
„Und was bedeutet schwarz-weiß?“
„Schmutzig. Still jetzt. Er kommt!“
Tatsächlich wurde es mit einem Male still. Beide schauten auf. Doch sahen sie niemanden: Viel zu viele Leiber rutschten vor ihnen hin und her. Beide waren sich relativ sicher, dass jemand den Raum betreten hatte! Guus stand kurz auf, reckte den Kopf und erkannte zwischen den Körpern ein schneeweißes Emblem.
„Das ist Herr Goossens“, raunte Phloogis ehrfürchtig. Der ‚Wissende‘ betrat den Raum durch die Tür, die nicht nur auf den Flur führte, sondern durch eine weitere Tür den direkten Weg nach draußen ermöglichte, wie der Alte erklärte.
Guus runzelte die Stirn. Was sollte er mit dieser Information anfangen?
3. Luucien Goossens
„Die Zukunft ist un-halt-bar. Ein rein theoretischer Schwebezustand der Menschheit.
Das Morgen-Das Futurus-Das Sein-Werdende
ist heute hier und gestern da, ankommen wird es nie“.
(Originalzitat Resi Lienz)
Luucien überragte die meisten anwesenden Leute um mindestens einen Kopf. „Noch Jung!“, flüsterte Guus und „Vital!“
„Ach wo!“, flüsterte Phloogis zurück: „Er muss so an die dreitausend Monde auf dem Buckel haben.“
Guus schaut ihn zweifelnd an: „Dies wären ja nach alter Zeitrechnung fast sechzig Lebensjahre!“
Phloogis nickte. „Du bist ein Wissender?“
„Äh, nun ja. Ich bin auch handwerklich begabt“, antwortete Guus unsicher.
Phloogis riss sein schwarz-weißes Emblem in zwei Teile und schob es in ein Loch von Guus Kleidung. „Willkommen“, sagte Phloogis schlicht. Wir brauchen Leute, die anpacken und zudem Wissen haben.
Guus war überrumpelt und überrascht, doch Phloogis machte eine Handbewegung zum Rednerpult. Beide schauten nach vorn.
Wie immer trug Luucien eine ausgebeulte, hellbraune Cordhose. Sein rotkariertes Hemd steckte ordentlich in der Hose. Die zerschlissene Anglerweste, die er über dem Hemd trug, warf Falten.
„Er liebt diese Weste“, murmelte Phloogis, „der vielen Taschen wegen.“
Guus erblickte einen Mann mit einem rot-gelb-weißem Emblem. „Rot, gelb, weiß“, nuschelte er. „Was bedeuten die Farben?“
„Flamme“, antwortete Phloogis leise.
„Ritter des Wissens“, fügte der Alte kurz darauf hinzu. Als Guus ihn anstarrte, raunte er: „Rot steht als Symbol für eine Flamme. Gelb verweist auf das Züngeln der Flamme. Weiß symbolisiert Wissen“. Mit Blick zu Luucien setzte er ein etwas zu lautes „Pscht jetzt!“ dazu.
„Dann bedeutet ein schwarz-weißes Emblem nach Wissen suchend?“
Phloogis lächelte: „Du lernst schnell. Vielleicht sollten wir den Weißanteil deines Emblems erhöhen. Schwarz-weiß bedeutet Wissen handwerklich anzuwenden.“
„Aha.“ Jetzt, nachdem die Bedeutung seines neu erworbenen Emblems geklärt war, konnte sich Guus wieder auf den Redner konzentrieren.
Luucien war der Einzige, der keine Militärkleidung trug. „Das hat etwas mit seiner friedliebenden Einstellung zu tun, hat er einmal gesagt“, erklärte Phloogis ungefragt auf Guus Stirnrunzeln hin.
Mit forschem Schritt bewegte sich Luucien zum Rednerpult. Mühelos hüpfte er über einen quer liegenden Baumstamm. Zwar war dieser als zusätzliche Sitzfläche auserkoren, doch keiner nutzte sie. Sie stand schlicht zu weit vorn. Luucien stellte sich breitbeinig dahinter. Kurzerhand stellte er den Stamm auf und nutzte ihn als Pult.
Die Innenausstattung des Raumes wirkte wie schnell zusammengezimmert und eher zweckdienlich als schön.
Luucien Goossens räusperte sich kurz, schaute mit einem Lächeln in die Runde und rief mit fester Stimme: „Guten Morgen, ich hoffe doch, dass ihr alle gut gefrühstückt habt. Heute brauche ich nicht nur eure ganze Aufmerksamkeit, sondern alle eure Fähigkeiten, um ein großes Projekt in Angriff zu nehmen!“
Sein Lächeln erstarb urplötzlich.
„Wie ihr alle mehr als schmerzlich erfahren habt, hat sich die Menschheit auf der ganzen Welt vor ungefähr 7.500 Monden (150 Jahren) fast selbst ausgelöscht. Glücklicherweise nur beinahe, denn wie ich in einem alten Pergament gelesen habe, gab es früher immer wieder Menschen, die sich zu helfen wussten. So wir ihr anscheinend.
Was wir nicht wissen ist, was wirklich zu dem letzten großen Unglück führte. Was wir hingegen wissen ist, dass es keine Krankheit war, die übertragen wurde. Im Pergament stand etwas von selbst verschuldet. In einem anderen stand etwas von Lichtblitz am Himmel.“
Luucien schaute in die Runde: „Warum ist das wichtig?“
Erneut ließ er Zeit, nachzudenken, auch wenn er keine Antwort erhoffte.
Habt Mut! Keine Klimakatastrophe beendete das Leben, so wie wir es heute kennen. Auch keine Pandemie mit einem blöden, pickeligen Virus. Das wäre zu einfach. Aber was war es dann? Es heißt, wer die Vergangenheit kennt, gestaltet auch die Zukunft. Ich sage euch: Kennt die Zukunft und gestaltet die Gegenwart, denn nur auf diese haben wir Einfluss!
Eine Frau rief: „Es gilt aber auch, wer sich nicht seiner Vergangenheit erinnert, ist verurteilt, sie zu wiederholen!“
Etwas leiser fügte sie hinzu: „Die Fehler.“
Und wieder lauter äußerte sie: „Zukunft gibts keine, die ist morgen Gegenwart. Leben ist jetzt!“
Luucien übertönte das aufkeimende Gemurmel:
„Nur wer die Vergangenheit kennt, erlebt die Zukunft!“
Erneut rief jemand dazwischen: „Kennen ist zu wenig! Verstehen sollten wir sie, die Vergangenheit!“
Lucien überlegte; „Ja, wir müssen aus Fehlern der Menschheitsgeschichte lernen! Es reicht nicht, im Hier und Jetzt zu verharren!“
Er senkte die Stimme: „Die Errungenschaften der Menschen gingen verloren. Technologie stand von einem Tag auf den anderen nicht mehr zur Verfügung! Das hatte verheerende Folgen für die Landwirtschaft, denn auf einmal konnten nicht mehr genug Lebensmittel hergestellt werden. Die Tierzucht musste zurückgefahren werden, sodass Fleisch zur Mangelware wurde, die Luft wurde knapp. All das fasst das Wissen zusammen, das uns noch vorliegt! Die Frage ist: Sind die mündlichen Überlieferungen richtig?“
Sein Blick schweifte über die Gesichter.
„Viele von euch vermuten, dass wir nicht die einzigen überlebenden Menschen sind. Es gibt, davon bin ich überzeugt, noch viel mehr Überlebende, die es geschafft haben müssen, bis heute am Leben zu bleiben.“
Er trank einen Schluck Wasser. Geschickt, wie er war, gönnte er so seinen Zuhörern eine kleine Pause, um das Gehörte zu verarbeiten und sich mit seiner Hypothese vertraut zu machen. Gespanntes Gemurmel erhob sich.
„Und die will ich finden!“, rief Luucien voller Tatendrang in die Menge hinein.
Auszug aus dem Buch:
mechtich mascheng Mit Mut und Zuversicht
ASIN : B096WBXQ9Y
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